Anlagekonzepte privater Rentenversicherungen – so können Sie Ihre Beiträge anlegen

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Pablo WirthPrivate Rentenversicherungen lassen sich grob in zwei Kategorien gliedern: klassische und fondsgebundene Rentenversicherungen. Dazwischen haben sich Mischformen mit Elementen beider Kategorien herausgebildet. Die Grenzen verschwimmen hierbei immer mehr.
Klassische Rentenversicherung – Ein Klassiker in Hochzinsphasen
Bei klassischen Rentenversicherungen garantiert Ihnen der Versicherer eine Mindestrente. Diese basiert auf dem garantierten Kapital zu Rentenbeginn, das aus der Summe ihrer mit dem Garantiezins verzinsten Beiträge entsteht. Dabei darf Ihnen der Versicherer per Gesetz aktuell einen Zinssatz von maximal 0,25 % p.a. garantieren.
Auf diese Weise gewährleistet der Gesetzgeber, dass die Versicherer ihr Zinsversprechen dauerhaft halten können und nicht in wirtschaftliche Schieflage geraten. Die vom Versicherer tatsächlich erzielte Verzinsung fällt jedoch in der Regel höher aus. Auf diese Weise entstehen Überschüsse, die dem Vertragsguthaben gutgeschrieben werden und ihre spätere Rente über die Mindestrente hinaus erhöhen.
Bei der Kapitalanlage setzt der Versicherer vornehmlich auf sichere Anlagen, wie festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen). Da diese im Niedrigzinsumfeld wenig Rendite ermöglichen, besteht bei klassischen Rentenversicherungen die Gefahr, dass die Inflationsverluste die Kapitalerträge übersteigen.
Fondsgebundene Rentenversicherung – Volle Partizipation an der Aktienmarktentwicklung
Die fondsgebundene Rentenversicherung ohne Beitragsgarantie stellt den Gegenpol zur klassischen Rentenversicherung dar. Bei diesem Anlagekonzept fließen Ihre Beiträge sowie Überschüsse direkt in Fonds oder ETFs und partizipieren dauerhaft an deren Wertentwicklung. Dadurch haben Sie die höchste Renditechance, tragen aber auch das alleinige Verlustrisiko.
Der Versicherer garantiert lediglich, wie viel Euro monatliche Rente Sie bei Rentenbeginn pro 10.000 € Depotguthaben erhalten. Der sogenannte garantierte Rentenfaktor.
Einige Versicherer bieten Ihnen außerdem die Option, Ihr Fondsguthaben in definierten Abständen ganz oder teilweise abzusichern. Das abgesicherte Guthaben steht dann zu Rentenbeginn garantiert zur Verfügung, partizipiert allerdings auch nicht mehr an einem möglichen Börsenerfolg. Dies wird als “Lock-in“ bezeichnet.
Aber auch eine fondsgebundene Rentenversicherung ohne Beitragsgarantie können Sie mit Hilfe von Diversifikation an Ihre persönliche Risikobereitschaft anpassen. Verfolgen Sie eine defensive Strategie, bietet sich z. B. ein passives Weltportfolio an. Dieses können Sie in der einfachsten Variante mit nur einem ETF aufbauen, der z. B. den MSCI All Country World Index (ACWI) nachbildet. Dieser stellt die Kursentwicklung von über 3000 börsennotierten Unternehmen aus 23 Industrie- und 24 Schwellenländern dar. Wer sich auf die die Industrieländer beschränken will, wählt z. B. einen ETF auf den MSCI World Index.
Wer in den vergangenen Jahrzehnten über einen Anlagehorizont von 15 Jahren (wie bei einer Rentenversicherung üblich) in den MSCI World investiert war, machte unabhängig vom Einstiegszeitpunkt keinen Verlust.
Wenn Sie noch mehr Stabilität wünschen, können Sie einen Anteil Ihres Portfolios z. B. durch ETFs mit kurzlaufenden Staatsanleihen höchster Bonität absichern. Risikobereitere Anleger wiederum können Ihre Renditechance durch Beimischung von ETFs steigern, die Branchen (z. B. erneuerbare Energien) oder Regionen (z. B. Asien) abbilden.
Außerdem können Sie sogenannte Musterportfolios nutzen. Dabei handelt es sich um eine von Finanzexperten ausgewählte Zusammenstellung verschiedener Fonds oder ETFs, die ebenfalls eher defensiv oder dynamisch orientiert sein kann. Gerne richte ich Ihnen im Rahmen der Altersvorsorgeberatung ein Portfolio nach Ihren Wünschen ein.
Auch für nachhaltige Investments bieten immer mehr Versicherer aktiv gemanagte Anlagestrategien oder passive ETF-Musterportfolios an. Möchten Sie ihr Depot selbst zusammenstellen, sollten Sie sich näher mit den Bezeichnungen “ESG“ und “SRI “ befassen.
Eine auf ETFs setzende fondsgebundene Rentenversicherung ohne Beitragsgarantie bietet für den Aufbau einer Altersrente gegenüber einem ETF-Sparplan einige Vorteile. Mehr dazu erfahren Sie unter “ETF-Sparplan vs. ETF-Rentenversicherung“.
Mischformen aus klassischer und fondsgebundener Rentenversicherung versuchen Sicherheit und Rendite zu vereinen.
Um Kunden, die Wert auf Sicherheit legen, trotz niedriger Zinsen höhere Renditen zu ermöglichen, entwickeln die Versicherer zunehmend neue Produktkonzepte. Diese präsentieren sich als Mischform aus klassischer und fondsgebundener Rentenversicherung. Besonders beliebt sind dabei Index-Policen und hybride Policen. Letztere vermarkten die Versicherer meist als fondsgebundene Rentenversicherung mit Beitragsgarantie. Die Grenzen zwischen klassischer und fondsgebundener Rentenversicherung verschwimmen innerhalb ihrer Subtypen also immer mehr.
Kennzeichnend für diese Produkte ist, dass die erzielten Überschüsse bzw. auch ein Teil Ihrer Beiträge in renditestärkere Anlagen investiert werden. Im Gegenzug garantiert der Versicherer Ihnen keine Verzinsung mehr, sondern lediglich den Erhalt ihrer Beiträge bzw. eines von Ihnen gewählten Prozentsatz davon.
Was genau unter Überschüssen zu verstehen ist, erfahren Sie übrigens unter “So funktionieren Rentenversicherungen“.
Index-Policen
Bei Indexpolicen entscheiden Sie jährlich, was mit Ihren (Zins-)Überschüssen geschehen soll. Sie können diese Ihrem Vertrag gutschreiben lassen (analog zur klassischen Rentenversicherung) oder sie stattdessen in einen Aktienindex wie den Euro Stoxx 50 oder DAX investieren.
Indexpolicen garantieren wie klassische Rentenversicherungen einen 100%igen Beitragserhalt, eröffnen Ihrem Versicherer aber die Option, in renditestarke Anlagen zu investieren. Im Gegenzug garantiert dieser jedoch keine Mindestverzinsung mehr.
Damit die im Verhältnis zum Beitrag geringen Überschüsse (je nach Vertragsguthaben jährlich zwei- bis dreistellige Beträge) am Aktienmarkt überhaupt einen Effekt erzielen, bedienen sich die Versicherer eines Finanzinstruments. Anstatt den Überschuss direkt in den Aktienindex zu investieren, erwerben sie im Gegenwert des Überschusses Optionen. Diese Optionen ermöglichen es, dass Ihr gesamtes Vertragsguthaben an der Entwicklung des Index partizipiert. Also eine deutlich höhere Summe. Das Verlustrisiko beschränkt sich jedoch auf die Überschüsse, sodass der Erhalt Ihrer Beiträge weiterhin gewährleistet ist.
Da der Ausschluss des Verlustrisikos nicht allein durch den Überschuss finanziert werden kann, werden Ihre möglichen Gewinne zusätzlich nach oben gedeckelt. Dies geschieht entweder durch einen Cap oder eine Quote. Einmal erzielte Gewinne werden jedes Jahr abgesichert (Lock-in).
Indexpolicen sind insbesondere für Menschen mit sehr hohem Sicherheitsbedürfnis oder bei nur kurzer Vertragsdauer interessant. Das Indexmodell erläutere ich Ihnen im Rahmen der Altersvorsorgeberatung gerne im Detail.
Hybride Rentenversicherungen
Hybride Rentenversicherungen werden oft als fondsgebundene Rentenversicherung mit Beitragsgarantie vermarktet. Für wie viel Prozent Ihrer Beiträge der Erhalt garantiert werden soll, wählen Sie dabei aus einer Spanne aus.
Die Beitragsgarantie stellt sicher, dass bei Renteneintritt mindestens ein von Ihnen gewählter Prozentsatz Ihrer eingezahlten Beiträge, der bis zu 100 % betragen kann, zur Verfügung steht.
Je höher Sie diesen Prozentsatz wählen, desto stärker muss der Versicherer Ihre Beiträge in sichere und schwankungsarme Anlagen investieren. Und das hat negative Folgen für die Rendite.
Dass eine Beitragsgarantie von 100 % kaum noch Spielraum für renditestarke Anlagen lässt, zeigt das Beispiel der Allianz AG, Deutschlands größtem Versicherer. Nach Einschätzung der Allianz legen ihre Kunden mittlerweile mehr Wert auf Rendite als auf Garantien. Angesichts dessen bietet die Allianz mit Ausnahme der Riester-Rente keine 100%ige Beitragsgarantie mehr an.
Um die Beitragsgarantie zu ermöglichen, erfolgt die Anlage bei hybriden Rentenversicherungen nicht allein in Fonds oder ETFs. Stattdessen werden Ihre Beiträge auf Anlage-Töpfe unterschiedlichen Risikos verteilt. Eines der möglichen Modelle ist der sogenannte 3-Topf-Hybrid. Die drei Töpfe dieses Modells enthalten jeweils kein (1), ein begrenztes (2) und ein volles (3) Kursrisiko.
Die Verteilung des Vertragsguthabens auf die drei Töpfe wird vom Versicherer monatlich an die Marktlage angepasst. Sie richtet sich maßgeblich nach der noch verbleibenden Vertragslaufzeit und vor allem der von Ihnen gewählten Beitragsgarantie. Bei einer 100%igen Beitragsgarantie können Sie davon ausgehen, dass nur ein äußerst geringer Teil Ihrer Beiträge in Topf 3 investiert werden kann. In diesem Topf können Sie Fonds und ETFs aus dem Angebot des Versicherers frei auswählen.
Hybride Policen eignen sich sowohl für sicherheitsorientierte als auch renditeorientierte Menschen. Je nach gewählter Beitragsgarantie stellen Sie den Regler mehr in Richtung Chance oder Sicherheit. Auch bei der Wahl der Fonds und ETFs können Sie eine eher offensive oder defensive Strategie fahren. Hybride Policen erläutere ich Ihnen gerne im Rahmen der Altersvorsorgeberatung im Detail.
Fazit
Mit einer Rentenversicherung sichern Sie Ihr Langlebigkeitsrisiko durch eine lebenslange Rente ab. Mit entscheidend für die Höhe Ihrer späteren Rente ist, wie Sie das Kapital für Ihre Rente anlegen. Das können Sie je nach Risikobereitschaft auf verschiedenste Art und Weise tun. Sie haben die Wahl zwischen Chance und Sicherheit. Als Versicherungsberater unterstütze ich Sie dabei gerne mit meinem Fachwissen.
Sie haben nun erfahren, wie Sie das Kapital für Ihre spätere Rente erzielen können. Haben Sie sich für ein Anlagekonzept entschieden, gilt es als nächstes herauszufinden, welche Durchführungswege (Rürup, Riester oder Privat) für Sie infrage kommen. Was sich genau dahinter verbirgt und welche Rolle das Thema Besteuerung dabei spielt, erläutere ich Ihnen mithilfe des 3-Schichten-Modells